FC Bayern: Hoeneß wird zur Belastung

Verglichen mit dem Vorjahr war die Jahreshauptversammlung des FC Bayern München eine ruhige und disziplinierte Veranstaltung. Eigentlich gab es keine Besonderheiten. Von wilden Fanprotesten wie vor zwölf Monaten fehlte jede Spur. Einem Mann gefiel dies offenbar nicht ausreichend: Uli Hoeneß. Er beschimpfte einen Fanvertreter vehement und zog dann wutschnaubend seiner Wege. Die Versammlung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal beendet.

Was war passiert?

Im letzten Jahr ging es auf der Jahreshauptversammlung wegen des Katar-Sponsorings drunter und drüber. Beim aktuellen Treffen stellte Fan-Vertreter Michael Ott dem frisch wiedergewählten Präsidenten Herbert Hainer sachlich einige Fragen und schickte zudem voraus, er wisse, dass der Klubchef nicht persönlich verantwortlich sei. So wollte der Bayern-Anhänger beispielsweise wissen, ob der Verein die im kommenden Jahr auslaufende Sponsorenpartnerschaft verlängern wolle oder nicht. Hainer antwortete ausweichend – aber Ott ließ es dabei bewenden.

Hoeneß, mit Fernsehkameras und einigen Medienvertretern im Schlepptau, stürmte hingegen zum Fan und erklärte, dessen Auftritt sei „peinlich“ gewesen. Der FC Bayern sei „ein Fußballverein und nicht die Generalversammlung von Amnesty International“. Dies müsse Ott einmal lernen. Bevor dieser antworten konnte, war Hoeneß auch schon weg – was der „kicker“ nicht zu Unrecht als das eigentlich peinliche Verhalten charakterisiert.

Hoeneß und sein kritisches Verständnis von Demokratie

Was sich aus dieser Begegnung lernen lässt, ist, dass es Hoeneß nicht für zweckmäßig hält, dass sich ein Fußballverein für Menschenrechte einsetzt, wenn es ihn Geld kostet. Die gesellschaftliche Vorbildfunktion des Sports, die in der Satzung des DFB (und des FC Bayern) verankert ist, muss scheinbar zurücktreten. Hoeneß schien sich außerdem daran zu stören, dass ein Fan den Präsidenten befragte und es wagte, eine andere Meinung als dieser zu haben.

Es war nicht das erste Mal, dass der frühere Vereinspatriarch ein sehr seltsames Verständnis von Demokratie an den Tag legte. In Auseinandersetzungen mit Medien war dies ebenfalls schon zu beobachten. Hoeneß betrachtet den FC Bayern als Privatbesitz – und dies wird zu einer Belastung für Verhältnis zwischen den Fans und der Klubführung.