Schon vor dem Auftaktspiel gegen Werder Bremen wird klar, dass der neue Bayern-Coach Carlo Ancelotti auf eine andere Spielphilosophie setzt als sein Vorgänger Pep Guardiola. Zwar wolle er keine Revolution veranstalten, wie der Italiener immer wieder betont, doch sind die taktischen Änderungen deutlich sichtbar, wenn man sich die Auftritte des deutschen Rekordmeisters in den letzten Wochen anschaut.
Spielaufbau mit langen Bällen
Im Supercup gegen Borussia Dortmund war die Handschrift von Carlo Ancelotti schon deutlich zu erkennen. Schon früh sollten lange Bälle aus der Abwehr heraus ein Mittel gegen das Dauerpressing der Dortmunder sein, während sich die Bayern unter Pep Guardiola noch spielerisch gegen frech attackierende Gegner setzten und auch immer wieder Manuel Neuer ins Spiel brachten.
Noch gilt diese Taktik als Mittel zur Risikovermeidung, doch bald könnte sie auch offensiv Akzente setzen. Jerome Boateng und Neuzugang Mats Hummels könnten bei gleichzeitiger Fitness mit lange Bällen das Mittelfeld schnell überbrücken und so einen Angriff einleiten. Nutznießer derartiger Aktionen wären dann Arturo Vidal sowie der zweikampfstarke und dynamische Europameister Renato Sanchez, die danke ihrer Schnelligkeit die Abwehrreihen überwinden und Torchancen heraus arbeiten können.
Alte Stärke neu entdeckt
Was unter Pep Guardiola verloren gegangen schien, wird mit dem neuen Coach neu entdeckt, nämlich schnelle Konter. Während der Rekordmeister in der Ära Guardiola den Gegner mit ewig langen Ballstaffeten nervte, lassen sie in der neuen Saison den Gegner kommen, während sie sich zurück ziehen und auf den richtigen Umschaltmoment warten. Diesen nutzen dann Spieler wie Ribery, Robben oder Costa, um den Ball blitzschnell in Richtung Tor zu bringen, wo Thomas Müller und Robert Lewandowski nur noch Hereingaben oder Steilpässe annehmen und ins gegnerische Tor befördern müssen.
Individualität als Erfolgsrezept
Schon bei Real Madrid setzte Carlo Ancelotti in der Offensive auf seine Starspieler, während die Mittelfeldspieler absichernd agierten, was dazu führte, dass gefährliche Konter des Gegners verhindert werden konnten. Auch bei Bayern setzt Ancelotti diese Spielweise fort. So kann beispielsweise Franck Ribery seine ganze Klasse beweisen und wirkt dadurch spielfreudiger als unter Guardiola, wo er an bestimmte Räume gebunden war.